Die Nichtregierungsorganisation Nosso Lar "Unser Zuhause" wurde im Jahr 2000 in Juazeiro do Norte im Bundesstaat Ceará, gegründet. Die Großstadt mit knapp 300.000 Einwohnern liegt im Nordosten Brasiliens etwa 500 Kilometer im Landesinneren von der Küstenstadt Fortaleza entfernt und liegt damit im trocknen, halbwüstenartigen Sertão.
"Der Unterschied zwischen einem Haus und einem Zuhause? Ein Haus benötigt Ziegel, Zement, Wände und ein Dach. Ein Zuhause entsteht durch Liebe, Verständnis und Vergebung."
Hélio Alves Mitbegründer von Nosso Lar
Kinder- und Jugendprojekt
140 Kinder und Jugendliche besuchen täglich die Einrichtung und erhalten neben verschiedenen Angeboten auch immer eine warme Mahlzeit.
Sie erhalten über sozio-edukative und kulturelle Angebote, Entfaltungsräume für ihre Persönlichkeit. Durch sozio-politische Bildung werden sie zur Wahrnehmung ihrer Bürgerrechte und -pflichten geschult, um am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Die Angebote in den Bereichen Kultur, Musik, Tanz, Sport, Kunst, Umweltschutz und psychische Gesundheit finden in Form von Kursen und Workshops statt, wie z.B. Erlernen von Instrumenten, Theater, Kunsthandwerk, Chor, Lesezirkel, Capoeira, Jiu-Jitsu, Umweltbildung, Bürgerkunde. Ergänzt wird das Angebot durch Elternarbeit und Wirkung in das Stadtviertel, z.B. über den urbanen Gemeinschaftsgarten, gemeinschaftliche Sensibilisierungsaktionen, Präventionsarbeit und regelmäßige kulturelle Aufführungen.
Der Gemeinschaftsgarten
Seit 2016 gehört zu dem Projekt ein 7.500m² großer Gemeinschaftsgarten, der im Zuge eines vom Bundesministeriums für Entwicklung und Zusammenarbeit geförderten Projektes entstanden ist. Der Garten wird von Familien bewirtschaftet und ist ein Anlaufpunkt für die Familien der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Er versorgt die Menschen der Region in Zeiten von Ernährungsunsicherheit mit gesunden Lebensmitteln, stärkt die Gemeinschaft und verhilft den Teilnehmenden Familien zu einem kleinen, sicheren Einkommen.
Investitionsbedarf
Nach 2015 Jahren hat sich nun einiges angesammelt, das erneuert werden muss. Die bisherigen Gelder reichten immer nur für die Fortführung des Bestehenden aus, eine Erweiterung zur Aufnahme weiterer Familien (die Warteliste ist lang!) war finanziell nicht umsetzbar. Um neue Menschen aufzunehmen sind zusätzlich auch Kursangebote für weitere Personen nötig. Auch fehlt dringend ein Sonnenschutz für Gärtner und Pflanzen, denn die durchschnittliche Temperatur liegt tagsüber bei ca. 35 Grad.
Der Aktionskreis Pater Beda begleitet die Organisation Nosso Lar seit seiner Gründung.
Pater Beda lernte Hélio bereits zu Beginn seiner Aktivitäten für sozialbenachteiligte Kinder und Jugendliche kennen. Nosso Lar ist eins von 33 Projekten in Brasilien, mit denen der Aktionskreis Pater Beda in dem Partnernetzwerk (Netzwerk SoliVida – Solidarität und Leben) schon viele Jahre zusammen arbeitet.
Der Aktionskreis Pater Beda ist über Altkleider- und Altpapiersammlungen seit den 60er Jahren im Münsterland und darüber hinaus bekannt. Seither unterstützt der Aktionskreis gemeinsam mit Partnergruppen und -gemeinden in weiten Teilen des gesamten Münsterlandes, soziale Bewegungen in Brasilien, um zusammen mit der Bevölkerung vor Ort konkrete Perspektiven zur Verbesserung der eigenen Lebenssituation zu erarbeiten und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. So werden neben der konkreten Arbeit vor Ort auch auf überregionaler und nationaler Ebene gemeinsame Forderungen an die Politik gestellt, Führungskräfte gefördert und Organisationen gestärkt. Der Aktionskreis Pater Beda überzeugt regelmäßig das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit nachhaltigen Projektvorhaben, sodass die Zuschüsse des BMZ die Spenden vermehren und die Arbeit in Brasilien wirksamer durchgeführt werden kann.
In diesem kleinen grünen Fleckchen Erde verwirklichen wir Nachhaltigkeit. Auf 7.500m² sind viele Familien involviert und säen, ernten und verkaufen.
Anfangs wurde die Idee einen Gemeinschaftsgarten in dem Bezirk anzulegen, nicht von allen mit Freude begrüßt. Einige Bewohner starteten eine Petition, um den Garten zu verhindern. Sie wollten nicht, dass die "Armen" sich an diesem Ort trafen und hatten Angst vor Kriminalität, Schmutz und Ärger. Die Petition scheitert, dank des guten Rufes des Projektes bei den örtlichen Politikern und Politikerinnen. Zum Glück, denn das Gegenteil der befürchteten Situation ist eingetreten. Der Garten stärkt die Gemeinschaft des Stadtteiles, die Menschen unterstützen und beschützen sich gegenseitig. Es ist ein friedlicher, grüner Ort geworden- Mitten in einer von Trockenheit geprägten Großstadt.
Im "Horta", wie der Gemeinschaftsgarten in Juazeiro do Norte genannt wird, "befruchten" wir künftige Generationen, genießen aber auch eine reiche Gegenwart voller Respekt vor dem Leben. In diesem kleinen Kosmos haben wir den Dialog, die Verbindung, die Zusammenarbeit, die Humanisierung und vor allem das Engagement und den Respekt gelernt. Der Respekt vor der Natur und ihren Ressourcen und das Engagement für ihre nachhaltige Nutzung tragen zu einem Gleichgewicht zwischen Landwirtschaft und Umwelt bei und ermöglichen gleichzeitig eine soziale Entwicklung.
Der Gemeinschaftsgarten ist ein Lernort für Anbau, Umweltschutz, gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit. Immer wieder bekommen der Horta Besuch von Schülerinnen und Schülern, die sich mit den Themen Umweltschutz und gesunder Ernährung beschäftigen.
In Workshops wird mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen über biologische Vielfalt, Umweltschutz und den Klimanotstand diskutiert. Dabei wird gemeinsam erarbeitet, welche persönlichen Möglichkeiten zum verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und unserem Planeten bestehen und zukunftsweisende Ideen erarbeitet.
Neben der Versorgung der beteiligten Familien und der Region mit frischem und gesunden Lebensmitteln, ist der Gemeinschaftsgarten auch ein Bildungsort.
Die Arbeit im Garten mit Pflanzen und Ressourcen sensibilisiert für Umwelt und Nachhaltigkeit. Denn von Umwelt- und Klimakrisen sind Bevölkerungsgruppen, die unter prekären Lebensbedingungen leben, besonders betroffen.
Es gibt Kurse zu ökologischem Anbau, Müllreduzierung und Kurse zu Umwelterziehung für Kinder und Jugendliche.
Nebenbei fördert die lokale Lebensmittelproduktion in Städten die Begrünung von städtischen und peripheren Räumen und trägt zu lokalen Biodiversität bei.
Bei Gesprächen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird eines immer wieder deutlich. Der Garten ist für sie nicht nur ein Ort um Nahrungsmittel und Einkommen zu generieren- er ist eine Gemeinschaft und ein Ort für Gesundheit. Viele der Frauen berichten davon, wie dir Arbeit im Horta sich positiv auf ihre psychische und physische Gesundheit ausgewirkt hat. Die Gemeinschaft stärkt und unterstützt sich gegenseitig und die beteiligten Familien sprechen von einem Zusammenhalt, den sie bisher so noch nicht erfahren durften.
"Ich bin von Anfang an dabei. Für mich ist das eine wunderbare Therapie. Bevor ich hier im Garten anfing, habe ich das Haus nicht verlassen. Ich war monatelang krank und auf die Unterstützung meiner Töchter und der Nachbarn angewiesen. Ich verdiene jeden Tag ein bisschen Geld, davon kaufe ich Lebensmittel und es reicht auch um die Rechnungen für Wasser und Energie zu bezahlen oder wenn ich mal zum Arzt muss." Rosa
"Ich bin 70 Jahre alt und von Anfang an beim Garten dabei, gut 9 Jahre jetzt. Wir säen, ernten und verkaufen. Es gefällt mir hier so gut, dass ich am liebsten den ganzen Tag hier verbringe. So habe ich immer Gesellschaft."
"Ich bin seit 2016 mit meinen Eltern hier angefangen. Für mich war der Garten sehr wichtig, nicht nur weil meine Eltern hier Lebensmittel für uns produziert und Geld verdient haben, sondern auch, weil es mich motiviert hat, Agrarwissenschaften zu studieren. 2019 habe ich es in den Kurs geschafft und inzwischen habe ich meinen Abschluss. Ich freue mich, dass ich dem Projekt heute etwas zurückgeben kann mit meinem fachlichen Wissen." Adilson
"Seit ich mich aus dem Garten ernähre und hier arbeite, hat sich meine Gesundheit deutlich verbessert. Das hier ist eine Gemeinschaft. Alles was wir in unserem Gemeinschaftsgarten produzieren geht zu 100% an uns. Es ist alles organisch produziert. Das Obst und Gemüse ist für uns, für unsere Kinder und für unsere Enkel. Der Kontakt zur Natur tut der ganzen Familie gut." Francisca
Quer saber mais sobre a horta comunitária, o projeto Nosso Lar e o Grupo de Ação Padre Beda?
Então siga-nos nas redes sociais ou escreva-nos um email para info@pater-beda.de. Enviamos trimestralmente um informativo do Brasil com novidades dos projetos e do Brasil.