Antonio Cleide Gouveia, Leiter der CPT Cajazeiras
Die Landpastoral-Bewegung in Brasilien entstand 1975 ausgehend von der brasilianischen Bischofskonferenz während der Militärdiktatur. Sie setzt sich für die Rechte von Kleinbäuerinnen, Kleinbauern und LandarbeiterInnen ein und verfolgt das Ziel, die ländlichen Bevölkerung zu stärken. Dazu unterstützt die CPT ländliche Gemeinden sowie indigene und traditionelle Völker durch Bildung, Beratung und die Förderung von Menschenrechten insbesondere in Bezug auf Landkonflikte und Ernährungssicherheit.
Gemeinsam mit der Landlosenbewegung (Movimento dos Trabalhadores Rurais sem Terra - MST) gehört sie zu den größten sozialen Bewegungen in Brasilien und setzt sich für Landreformen ein sowie für die Verbesserung der Lebensbedingungen auf dem Land und die Verringerung in der extremen Ungleichheit im Landbesitz.
Die CPT in Cajazeiras ist 1988 gegründet worden und befindet sich im Landesinneren des Bundesstaats Paraíba, ca. 500km entfernt von der küstennahen Hauptstadt Joao Pessoa. Gemeinsam mit dem Institut für soziale Entwicklung Pater Beda (IFBDS) unterstützt sie die Kleinäuerinnen und -bauern in der Region.
WEN UNTERSTÜTZT DIE CPT CAJAZEIRAS?
In den ländlichen Gebieten um die Stadt Cajazeiras werden insgesamt 1.438 landlose, vertriebene oder neu angesiedelte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unterstützt.
WIE UNTERSTÜTZT DIE CPT CAJAZEIRAS KLEINBAUERNFAMILIEN?
Sie begleitet Kleinbäuerinnen- und bauern in ihrem ganzheitlichen Ansatz über die Phasen des Landkonfliktes bis zum Landerwerb und fördert dann die nachhaltige Bewirtschaftung des Landes und die Sicherung ihrer Existenz. Dabei wird die Solidarität der LandwirtInnen gestärkt. Naturschützende Anbauweisen und innovative und ökologisch und sozial verträgliche Technologien kommen zum Einsatz in Verbindung mit dem traditionellen Wissen aus der Region.
In den Konfliktgebieten unterstützen die Mitarbeiter der CPT die Familien konkret in der Durchsetzung ihrer Rechte und den Verhandlungen mit den Konfliktgegnern. Die CPT nutzt dabei auch die Möglichkeiten ihrer Lobby- und Advocacyarbeit und dokumentiert das Konfliktgeschehen mit Gewalt, Einschüchterung und teilweise auch tödlichen Auseinandersetzungen.
In den Ansiedlungsgebieten fehlt den Familien jegliche Infrastruktur: Häuser, Strom, Wasser, Bildungs- und Gesundheitsversorgung. Die CPT begleitet die Familien aus behelfsmäßigen Hütten und Camps bis zur Errichtung einer funktionierenden Siedlung.
Für die nachhaltige und existenzsichernde Bewirtschaftung des Landes werden intensive Fortbildungen und technische Begleitung angeboten. So soll auch der Landjugend und den nachfolgenden Generationen eine Perspektive auf dem Land eröffnet werden. Diese werden insbesondere durch das Institut für soziale Entwicklung Pater Beda (IFBDS) angeboten und durch Kooperationen mit der lokalen Universtität bereichert.
KONKRETE AKTIVITÄTEN:
Der Aktionskreis Pater Beda fördert die CPT Cajazeiras seit ihren Anfängen. Pater Beda besuchte unzähle Kleinbauernfamilien und Ansiedlungsprojekte und machte den Menschen Mut.
Konkret wurden während der jahrzehntelangen Zusammenarbeit Investitionen in verschiedenste Technologien getätigt und der Aufbau eines Bildungszentrums (IFBDS) für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern unterstützt.
"Man muss den Menschen die Hacke aus der Hand nehmen und einen Stift hineinlegen. Bildung ist der Schlüssel zur Selbsthilfe."
- Pater Beda
Die Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im halbtrockenen Sertao ist ein komplexer und langwieriger Prozess. Der Kampf um Land braucht Zeit, Ausdauer und gute Begleitung. Von einer vorläufigen Landbesetzung mit behelfsmäßigen Camps bis hin zu einer gut strukturierten Siedlung vergehen Jahre. Die nachhaltige Bewirtschaftung des eigenen Landes birgt vielfältige Herausforderungen.
Somit ist der Bedarf an technischer Begleitung groß. Die Wartelisten für die Teilnahme an Kursen und Schulungen sind lang. Ebenso interessieren sich zahlreiche Familien für Investitionen in neue Technologien. Eine große Herausforderung ist der Klimawandel und die Anpassung der LandwirtInnen an die längeren Trockenzeiten.
Investieren Sie mit uns in Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Sertao. Eine Existenz im trockenen Hinterland verhindert Landflucht. Geschulte LandwirtInnen greifen nicht auf die Technik der Brandrodung zurück, sondern bauen umweltschützend an und forsten sogar auf. Das verhindert die Ausbreitung der Wüstenbildung!
Das Land in Brasilien ist extrem ungleich verteilt. Das ist ein Erbe der Kolonialzeit. Nach Abschaffung der Sklaverei blieb den LandarbeiterInnen nur die Möglichkeit, in die Städte zu ziehen oder in der Abhängigkeit der Großgrundbesitzer zu bleiben. Erst mit der Agrarreform kommt es seit den 1960er Jahren zu schrittweisen Veränderungen - die jedoch je nach politischen Interessen wieder ausgebremst werden. Vor allem die Ziele des Agrarbusiness, das für den Export in Monokulturen produziert und in großem Stil Pestizide einsetzt widersprechen den Bestrebungen einer Landreform.
Die schwierigen Besitzverhältnisse und die schlechten Perspektiven im Landesinneren führten auf der Suche nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen zu extremer Landflucht in die urbanen küstennahen Gebiete. Dort waren und sind die Menschen mit anderen Herausforderungen konfrontiert: Armut, Hunger, Kriminalität, Drogen, Prostitution.
Kleinbäuerinnen und -bauern, die in Landbesitz kommen sind Schlüsselfiguren: Wenn sie eine sichere Existenz aufbauen können, dann verbleiben sie und auch Folgegenerationen in der Region. Eigenes Land bedeutet für die Bäuerinnen und Bauern der Beginn eines Lernprozesses: anstatt brandrodend von einer Fläche zur nächsten zu ziehen, geht es um die nachhaltige Bewirtschaftung von Land. Im halbtrockenen Sertao bedeutet das die Frage nach Wasser und auch die Vermeidung von Erosionen und Wüstenbildung. Verschiedenste Techniken und traditionelles Wissen ermöglichen auch unter herausfordernden Bedingungen zu produzieren und sogar einen Beitrag zu Umweltschutz und Aufforstung zu leisten.
Während das Agrarbusiness und die Großgrundbesitzer, die den größten Teil des Landes besitzen und Monokulturen für den Export produzieren, ernähren die Kleinbauern das brasilianische Volk. Sie sind für den überwiegenden Teil der Nahrungsmittelproduktion in Brasilien verantwortlich, insbesondere für den Anbau von Grundnahrungsmitteln wie Reis, Bohnen, Gemüse und Obst. Sie setzen dabei auf nachhaltige und umweltfreundliche Anbauemethoden, die den Erhalt der natürlichen Ressourcen fördern und die Qualität der Böden und Biodiversität fördern.
Die direkte und lokale Vermarktung stärkt die Wirtschaft vor Ort, verringert Armut und ist zudem klimaschonend.
Kleinbäuerinnen und -bauern sind oft in sozialen Bewegungen aktiv und setzen sich für Landrechte, bessere Lebensbedingungen und eine gerechtere Verteilung von Land und Ressourcen ein. Sie sind eine tragende Säule der Ernährungssicherheit und der sozialen Gerechtigkeit in Brasilien. Sie kämpfen um ihr Land und lernen mit den Herausforderungen auf dem Land umzugehen von Trockenzeiten, Naturkatastrophen und Herausforderungen des Klimawandels. Ihre Identität und Traditionen bedeuten wichtiges Wissen über nachhaltige Landwirtschaft und Biodiversität.
Von Politik und Gesellschaft bleiben sie jedoch vergessen und margnisalisiert. Sie leiden unter Landkonflikten und Vertreibung. Dort wo sie nicht direkt vermarkten können, sind sie von fahrenden Händlern abhängig. Gegen Großproduzenten, die auf Pestizideinsatz setzen, können sie sich preislich nicht durchsetzen.
Ailton Francisco do Nascimento, 49 Jahre: “Die CPT hat uns geholfen, die Landrechte zu erhalten, denn ein Bauer ohne Land ist nichts in der Welt. Dann haben wir gelernt, wie wir mit dem Land umgehen. Wichtig ist für uns die Möglichkeit, Silo für die Trockenzeit zu produzieren. Wenn der mobile Häcksler zu uns kommt, dann arbeiten alle Bauern aus unserer Ansiedlung zusammen. Die Gemeinschaftsarbeit ist sehr wichtig. Auf die CPT und die Gemeinschaft kann ich mich verlassen. Auf die Bank nicht: seit fast einem Jahr kämpfe ich um einen Kredit, aber jedes Mal gibt es neue Hürden.“
Ana Cleide Gomes Pessoa, 54 Jahre: "Durch die Begleitung und Schulung der CPT und IFBDS habe ich gelernt gesunde Lebensmittel ohne Gift zu produzieren. Seither ist die Allergie unserer Tochter geheilt. Die Techniker haben uns Mut gemacht, unser Obst und Gemüse zu verkaufen. In den Kursen und auf den Treffen tauschen wir uns aus, ein Bauer hilft dem anderen, wir erweitern unser Wissen. Wir haben die Möglichkeit, Technologien wie Solarenergie, Wasseraufbereitung zu nutzen. Mit den organischen Abfällen stellen wir Biogas her, das ich zum Kochen nutze."
Francisco Pereira do Nascimento, 58 Jahre: “Wenn wir das Land bekommen, ist es nur das Land. Dann müssen wir dafür kämpfen, ein Haus zu bauen, eine Schule, eine Vereinigung und wir müssen unsere Produktion organisieren. Früher habe ich mit Brandrodung gearbeitet und Pflanzengifte eingesetzt Die CPT hat uns klar gemacht, dass wir das Land, den Wald und das Wasser brauchen. Ich kann ohne Gift produzieren und sogar die Umwelt schützen. Wir müssen uns gegen die Großgrundbesitzer durchsetzen. Das geht nur in Gemeinschaft. Dafür brauchen wir die CPT, sie stärkt unseren Zusammenhalt.“
"Ich bin eine andere Frau. Ich habe ein anderes Verständnis für das Leben gewonnen und konnte meine Familie auf diesem Weg mitnehmen. All die Veränderungen für mein Leben und meine Familie geschahen nur wegen des Landes und des Kampfes."
Valbejane, 47 Jahre
Sie möchten mehr von der CPT, der Situation von Kleinbauern in Brasilien und dem Aktionskreis Pater Beda wissen?
Dann folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken oder schreiben Sie uns eine Mail an info@pater-beda.de. Wir versenden jedes Quartal eine Brasilieninfo mit Neuigkeiten aus den Projekten und Brasilien.