Liebe Freunde !
Die Karwoche nähert sich. Vor drei Tagen ist unser neuer Konventsoberer und Pfarrer feierlich in sein Amt eingeführt worden. Er heißt P. Hermann Wiggenhorn und war der nachfolgende Pfarrer in Fortaleza, als ich von dort versetzt wurde. Heute hatten wir eine Versammlung unter unseren fünf Mitbrüdern. Frei Josafat ist 90 Jahre alt, P. Petronius 87 Jahre, P. Reynaldus 83 Jahre, P. Hermann Wiggenhorn 73 Jahre und ich bin 71 Jahre alt. Damit sind wir wohl die älteste Franziskanergemeinschaft unserer Provinz.
Pastoralmäßig sind nur P. Petronius, P. Hermann Wiggenhorn und ich im Einsatz. Unsere Arbeit bezieht sich auf pastorale Aufgaben und hauptsächlich auf Pfarrebene, d.h. die Feier der Messe, Beichte, Taufe, Hochzeit, Krankenbesuche und Begräbnisfeier. Daneben die Betreuung von den verschiedenen religiösen Vereinigungen, wie die Mariengruppen ( Schönstatt, Marienlegion, Fatima usw.), Gebets- und Gesanggruppen, Katechese, Jugend- und Familienvereinigung. Ich werde weiterhin meinen Schwerpunkt auf die Randgemeinden legen, sie besuchen und abends zu Bibeltreffen versammeln. Das tue ich sehr gerne, da ich in dieser Form immer wieder neue Leute kennen lerne, hauptsächlich die ärmeren Familien.
Die Gemeinden heißen Jardim Continental, Jardim Menezes, Rosa Mística und Palmeira. Mit diesen Gemeinden feiere ich auch die hl. Messe, neben den fast täglichen Messfeiern im Klarissenkloster und dem Kinderheim. Die Probleme der vier Gemeinden sind das Fehlen von Sanitäreinrichtungen. In verschiedenen Stellen laufen die Abwässer frei herum und verbreiten Gestank und Krankheit. In diesem Jahr hat die Aktion Geschwisterlichkeit, die jedes Jahr in der Fastenzeit geschieht, das Thema: „Geschwisterlichkeit und öffentliches Gesundheitswesen“ (siehe Plakat). Im vergangenen Jahr war das Thema: „Geschwisterlichkeit und das Leben auf dem Planeten“.
Gesundheit und Umwelt, beides ist miteinander verbunden. Das erleben wir in den Randgemeinden, wo das Fehlen von Sanitäreinrichtungen Krankheiten verursachen. Dazu kommt das Problem der Müllabfuhr, die in den armen Gemeinden nur sehr langsam Fortschritte macht. Drogen, Gewalt und Arbeitslosigkeit kommen hinzu, um das Leben der Familien noch schwieriger zu machen.
Daneben gibt es natürlich auch viele Lichtblicke. Insbesondere denke ich an die vielen Arme, die trotz ihrer Armut Kraft und ein großes Gottvertrauen haben. Dabei sind sie immer bereit zu teilen mit dem, der im Augenblick noch ärmer ist und Hilfe braucht. Natürlich gibt es auch andere, die aus der Armut Profit schlagen wollen. Sie scheuen die Arbeit und gehen von Haus zu Haus, von Pfarrei zu Pfarrei und machen aus dem Betteln einen Beruf. Sie lernen alle möglichen Tricks, um Mitleid zu erregen, und man muss schon aufpassen, um nicht ausgenutzt zu werden. Selbst alle gut gemeinte Hilfe kann Abhängigkeiten schaffen, wenn nicht gleichzeitig Wege zur Selbsthilfe aufgezeigt werden. Das alles ist sehr kompliziert und braucht viel Geduld.
Gleichzeitig muss gesehen werden, was die Leute von der Regierung einfordern müssen. All diese Dinge besprechen wir auf den wöchentlichen Versammlungen in den vier Gemeinden. Das Bibelteilen ist dabei eine lebendige Quelle, um neue Kraft und Hoffnung zu schöpfen und das Liedersingen mit Gitarrenbegleitung läßt die Versammlungen zu freudigen Ereignissen werden.
Zum Schluss wünsche ich allen Freunden und Freundinnen ein Frohes Osterfest. Im Namen aller Freunde aus Brasilien und den Leuten aus den Gemeinden danke
ich herzlich für alle Solidarität und Spenden. Stets sind wir dankend im Gebet verbunden.
Mit den besten Grüßen und Gottes Segen
P. Hermann Josef Cürten, ofm
Campina Grande/PB - Brasilien