Vater der Müllhalde gestorben
Die Menschen auf dem Müllplatz von Crato sind traurig. Der älteste Müllsammler dort, Sr. Laurentino ist am Sonntag, 23.01.11 verstorben. Er hatte natürlich oft gesundheitliche Probleme. Er war
dabei für seinen Lebensunterhalt den Müll anderer zu trennen, als Gott ihn zu sich an seine Seite rief. Der Tod kam ganz plötzlich, er arbeitete auf dem Müllberg als er sich plötzlich schlecht
fühlte und sofort verstarb. Als ich am Freitag (21.01.) noch bei ihm war, bei unserer wöchentlichen Essensausgabe, hat er noch gut gegessen. Wir hatten es gerade geschafft, dass seine Rente durch
war, aber er kam nicht mehr in den Genuss der ersten Zahlung, auf die er so sehr gewartet hatte. Jetzt fehlt er uns und hinterlässt eine große Lücke......
Wir sind immer noch ganz geschockt. Sein kompletter Name: Laurentino José da Silva, geb. am 11. März 1947, also wäre Sr. Laurentnio bald 64 Jahre alt geworden. Er war zweimal
verheiratet und hat sieben bereits erwachsene Kinder. – Er erzählte uns, dass er schon im frühen Kindesalter auf dem Feld hätte mit seinen Eltern pflanzen und ernten müssen unter sehr armen
Verhältnissen und oft habe er Hunger gelitten. Er war Analphabet und hatte nie eine Chance eine Schule zu besuchen, weil er arbeiten musste. Immer wurde auf Feldern anderer gearbeitet nur für
einen Teller zu essen. Die Grundbesitzer wussten immer diese billige Arbeitskraft auszunutzen.
Einmal erzählte er uns, wie er seine zwei Finger an der einen schwieligen Hand verloren hatte. In einem Steinbruch hat er mit einem schweren Hammer Steinbrocken mit der Hand zerkleinert, zur
Herstellung von Zement für den Bau. Oft sei er bei der harten Arbeit ohnmächtig geworden. Einmal ist er dabei schwer gestürzt und brach sich das Bein, was ihn völlig aus dem Arbeitsprozess
herausholte und nur durch die Hilfe anderer überlebte.
So begann dann bald sein Leben auf und von dem Müllplatz. Der Beinbruch machte ihn zu einem Behinderten mit Folgeschäden an der Wirbelsäule. – Er trennte nun den Müll nach verwertbarem, Plastik,
Papier, Pappe, Glas oder Eisen, um so seinen Lebensunterhalt zu sichern. Von der Hütte, in der er wohnte schleppte er sich täglich knapp 1 Km zur Müllhalde hin. Gemeinsam mit anderen Familien
arbeitete er dort von Sonnenaufgang bis –untergang, er wurde dort sehr respektiert, alle möchten ihn und weil er der älteste von allen war, wurde er behandelt wie der „Vater der Müllhalde“.
Als wir im Mai 2009 hier auf der Müllhalde begannen Kontakt zu den Menschen und ihren Familien aufzubauen, war Sr. Laurentino einer der ersten, der auf uns zukam. Er, der schon so viel im Leben
gelitten hatte und ertragen musste, war immer froh gelaunt und scherzte mit allen und machte sich Hoffnung auf seine rente. Jetzt hatten wir gerade alle Papiere und Voraussetzung bestätigt
bekommen, da ist er von uns gegangen, ohne das sein Traum in Erfüllung ging. Die Pläne Gottes sind nicht unsere Pläne und jetzt ist er bei ihm.
Am morgen des 31. Dezember 2010 war er ganz glücklich, dass er dem Gottesdienst zum Jahreswechsel auf der Müllhalde mitfeiern konnte. Pastor Bernd Hante, der unser Projekt besuchte, feierte den
Gottesdienst mit den Menschen, die vom Müll leben. Kurz vor der Kommunion, sicher nicht oft in seinem Leben erlebt, wusch er sich flink seine schwieligen Hände um die geweihte Hostie zu
empfangen. Am Ende der Feier dankte er noch vor allen Leuten Gott für alles in seinem leben, ohne zu wissen, dass er schon bald zu seinem Gott heimkehren würde.
Wir alle verspüren eine große Leere und seine Gegenwart fehlt uns, denn er gab uns manche Lebenserfahrung mit auf dem Weg: einfach Leben, Mut haben, durchhalten, tiefer Glaube, Mitmenschlichkeit,
Leid und Hoffnung...... Aber er war immer stark und konnte lachen und tief verwurzelt im Vertrauen auf Gott.
Ein froher Gruß an alle Freunde
HERMANO.
PS: Morgen ist Freitag (28.01.2011) und wir werden uns wieder treffen zum Essen der gemeinsamen Suppe und an ihn denken und für ihn beten.