Seit 1986 ist die Gemeinschaft der kleinen Propheten ("Comunidade dos Pequenos Profetas") ein Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche die in der brasilianischen Millionenstadt Recife, im Nordosten Brasiliens leben. Denn das Leben auf der Straße birgt unzählige Risiken. Bei den kleinen Propheten haben Kinder und Jugendliche, die auf der Straße und in extrem vulnerablen Situationen leben nicht nur einen Zufluchtsort, sondern auch einen Ausgangspunkt für ein besseres Leben. Neben psychosozialer und gesundheitlicher Betreuung finden Angebote zur Re-Integration in die Gesellschaft statt. Mit sozialer Gastronomie, Freizeitangeboten, sozio-edukativer, kultureller und berufsvorbereitender Bildung, präventiver Arbeit sowie „urban Gardening“ vereint die Organisation vielfältige Konzepte, um Kindern und Jugendlichen, die von der Gesellschaft weggestoßen werden, eine Hand zu reichen, sie wertzuschätzen und ihnen Perspektiven zu bieten.
So werden ca. 400 Kinder, Jugendliche und ihre Familien erreicht. 300 Familien werden durch produktiven Dachgarten begünstigt.
Das Team der kleinen Propheten erlebt jeden Tag, dass träumen nicht selbstverständlich ist. In einem Umfeld in dem Drogen, Morde und Gewalt zur Realität gehören, verlieren Kinder die Fähigkeit Wünsche zu äußern und Träume zu haben. Die Gemeinschaft der kleinen Propheten möchte Kindern und Jugendlichen das Träumen ermöglichen und unterstützt sie dabei, dass möglichst viele dieser Träume Wirklichkeit werden.
Der Aktionskreis Pater Beda ist seit Anfang an der Seite der kleinen Propheten. Pater Beda lernte Demetrius bereits zu Beginn seiner Aktivitäten für sozialbenachteiligte Kinder und Jugendliche kennen. Die kleinen Propheten sind eins von 33 Projekten in Brasilien, mit denen der Aktionskreis Pater Beda in dem Partnernetzwerk (Netzwerk SoliVida – Solidarität und Leben) schon viele Jahre zusammen arbeitet.
Der Aktionskreis Pater Beda ist über Altkleider- und Altpapiersammlungen seit den 60er Jahren im Münsterland und darüber hinaus bekannt. Seither unterstützt der Aktionskreis gemeinsam mit Partnergruppen und -gemeinden in weiten Teilen des gesamten Münsterlandes, soziale Bewegungen in Brasilien, um zusammen mit der Bevölkerung vor Ort konkrete Perspektiven zur Verbesserung der eigenen Lebenssituation zu erarbeiten und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. So werden neben der konkreten Arbeit vor Ort auch auf überregionaler und nationaler Ebene gemeinsame Forderungen an die Politik gestellt, Führungskräfte gefördert und Organisationen gestärkt. Der Aktionskreis Pater Beda überzeugt regelmäßig das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit nachhaltigen Projektvorhaben, sodass die Zuschüsse des BMZ die Spenden vermehren und die Arbeit in Brasilien wirksamer durchgeführt werden kann.
„Was würde aus den Menschen werden, wenn sie keine Träume hätten...?
In der Gemeinschaft der Kleinen Propheten kommen viele Kinder und Jugendliche ohne Träume an, seelisch verletzt durch das harte Leben auf der Straße, verlassen, verachtet und deshalb fast gefühllos und ohne Sehnsucht nach der eigenen Familie. Unsere schwierigste Arbeit ist es, den Kindern wieder ein normales Lebensgefühl zurückzugeben.
Die Anregung zum Träumen bedeutet für diese Kinder nichts weniger als die Hoffnung auf ein besseres Leben.
Träume sind für die Straßenkinder etwas Unerreichbares, weil es für sie, die täglich ums Überleben kämpfen, fast unmöglich ist, auch nur an den nächsten Tag zu denken.
In der Gemeinschaft der Kleinen Propheten werden alle dazu angeregt, von einem besseren Leben zu träumen und dieses bessere Leben nicht nur in den Träumen zu belassen, sondern auch in der Praxis zu suchen: von der Straße weggehen, die familiären Bande wieder aufnehmen, neue Perspektiven für ein Leben in Würde erschließen.“
Demetrius Demetrio Leiter und Gründer der kleinen Propheten
Die Gemeinschaft der kleinen Propheten praktiziert den Ansatz der „sozialen Gastronomie“, um Kindern und Jugendlichen, die auf der Straße leben u.a. eine gesunde Ernährung zu ermöglichen und ihnen über die sorgfältig und ansprechend angerichteten Speisen Würde und Selbstvertrauen zu vermitteln. Die Sozialgastronomie ist ein Instrument für den sozialen und ökologischen Wandel, das die regionale Küche in dem Bestreben aufwertet, die Lebensmittelqualität der einkommensschwachen und sozial gefährdeten Bevölkerung zu verbessern. Über das „Kochen in der Favela“ besucht Demetrius Familien in ihrem Zuhause und zeigt dort, die Bedeutung eines gesunden, schön angerichteten und gemeinsamen Familienessen. Für ein solches Essen benötigt es nicht unbedingt viel Geld, aber Kenntnisse! Gesund und bewusst Essen bedeutet wertvoll zu sein, teil haben zu können und es gibt im wahrsten Sinne des Wortes die Kraft, die alltäglichen Herausforderungen zu meistern. Fast die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung ist von Ernährungsunsicherheit bedroht.
Das heißt, Menschen haben kein Geld für genug oder ausreichend gesunde Nahrungsmittel.
Das heißt, Mütter und Väter wissen nicht, worin die nächste Mahlzeit bestehen wird.
Das heißt, nicht alle am Tisch werden satt.
Lokaler Anbau gesunder und frischer Lebensmittel leistet einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherung.
Zur sozialen Gastronomie gehören bei den Propheten: Angebote für Mahlzeiten, Koch-Workshops für Kinder und Frauen, Ernährungsbildung, Kochbesuche bei den Familien Zuhause, Koch-Workshops und Besuche von professionellen Köchen aus der Region. Auch die Beschaffung gesunder Lebensmittel und Lehre von Gemüseanbau gehört dazu z.B. durch Flaschengärten und das Ökodach.
Wir haben eine kleine Rezeptsammlung erstellt. Hier geht's zu den Rezepten.
"O passo mais saudavel" (der gesündere Schritt) ist eine Initiative der Gemeinschaft der kleinen Propheten (CPP), die darauf abzielt, das Interesse an der Gastronomie auf der Grundlage einer gesunden Ernährung zu wecken. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung eines gesunden Bewusstseins bei Kindern und Jugendlichen und ihren Familien auf einfache und leicht verständliche Weise.
In der Küche der CPP ist einiges los. Neben Koch-Workshops in denen gesunde Ernährung gelehrt wird, werden Anregungen gegeben, wie die vielfältigen Lebensmittel vom Ökodach genutzt werden können. Diese Kurse gibt es sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für deren Mütter. Immer wieder bekommt das Projekt auch Besuch von professionellen Köchen und Köchinnen, die Workshops anbieten. Das unterstützt das Selbstbewusstsein und ist immer ein ganz besonderes Erlebnis für alle Beteiligten. Seit einiger Zeit wird auch frisches Sauerteigbrot gebacken. Die Ideen gehen nie aus.
Bei der CPP ist klar, jeder hat das Recht auf eine ansprechend aussehende Mahlzeit. Es gibt den Kindern und Jugendlichen das Gefühl etwas Wert zu sein. Über das "Kochen in der Favela" geht er zu den Kindern und Jugendlichen nach Hause und zeigt, wie eine gesunde Mahlzeit mit ihren teilweise begrenzten Möglichkeiten dennoch machbar ist. Auch der Esstisch als Treffpunkt von großer sozialer Bedeutung wird hier sichtbar gemacht.
Ende 2016 hat die Comunidade dos Pequenos Profetas das erste ökologisch-produktive Dach für die Gemeindeentwicklung in Brasilien auf den Weg gebracht. Das Projekt verbindet Konzepte der Nachhaltigkeit, der sozialen und ökologischen Verantwortung und der Demokratisierung des Zugangs zu ökologischer Produktion und gesunder Gastronomie in sozialbenachteiligten Gebieten in Recife.
Auf dem Dach des alten Herrenhauses im Herzen von Recife, in dem sich der Hauptsitz befindet, sind 400 Quadratmeter Bio-Gärten in ökologischen Holzstrukturen angelegt, die mit Solarzellen bestückt sind. Es handelt sich um einen Raum, in dem Aktionen zur Nachhaltigkeit und zur sozialen und ökologischen Verantwortung diskutiert und angeregt werden. Außerdem wird der Zugang zu den Konzepten und Praktiken der biologischen Produktion und der gesunden Ernährung demokratisiert, indem die „Gastronomie als Instrument für den sozialen Wandel“ in Gemeinden genutzt wird.
Das Ökodach arbeitet als selbst tragende Wissenswerkstatt, in der junge Menschen, die von der NGO unterstützt werden, und ihre Familien Informationen und praktische Anleitung zum ökologischen Gemüseanbau und zur Umweltpflege erhalten. Sie sind für die Produktion und Ernte der ökologischen Erzeugnisse verantwortlich sind. Die Teilnehmer erhalten auch technische Unterstützung, um zu Hause ihre eigenen Gemüsegärten anzulegen, wobei sie Setzlinge vom Dach verwenden, die in Pet-Flaschen aus dem Capibaribe-Fluss gepflanzt werden, die sonst im Abfall landen würden.
Der Zugang zu gesunder Nahrung kann dank des Ökodaches für einige Familien ermöglicht werden. Die vertikalen Gärten können darüber hinaus in noch so kleinen Behausungen angebracht werden und ermöglichen den Familien auch Zuhause etwas frisches Gemüse zu erzeugen.
Mit dem Ökodach kommen und kamen immer neue Ideen dazu, z.B. die Herstellung von Wurmkisten zur eigenen Herstellung von Biodünger. Aktuell gib es Planungen Bienenstöcke zu ergänzen, um dann ggf. auch Honig herzustellen.
Neben all den vielfältigen Angeboten und Workshops ist das Herzstück des Projektes immer noch ein Anlaufpunkt zu sein, für all diejenigen, die Schutz suchen, alleine sind, Hilfe benötigen oder Hunger haben. Für alle, die von der Gesellschaft übersehen werden, ihre Recht nicht kennen und somit auch nicht einfordern können. Das Team der kleinen Propheten geht regelmäßig zu den Kindern und Jugendlichen, die ersten Kontakte mit den Kindern und Jugendlichen werden in deren Lebensraum geknüpft, der
Straße. Die freundschaftliche Annäherung, die Bewusstmachung der Situation und das Angebot der konkreten Hilfe schaffen Vertrauen und Bindungen.
Das psychosoziale Team der Gemeinschaft der Kleinen Propheten setzt sich für das Wohlbefinden und die Lebensqualität der von der Einrichtung betreuten Menschen ein. Dieses Team führt psychosoziale Beratung durch. Sein Hauptziel ist es, zur Lösung von Konflikten beizutragen, die Autonomie zu fördern und die Lebensbedingungen zu verbessern. Neben anderen Aspekten organisiert das psychosoziale Team auch Bildungsworkshops zu verschiedenen Themen.
Das Team bietet:
Es gibt viele offene Angebote, für die Kinder und Jugendlichen, die ihnen die Möglichkeit geben einfach Kind zu sein und ihre Fähigkeiten, Stärken und Kreativität zu erleben.
Dazu gehören Angebote wie:
Aber auch:
Die Fraueninitiativen wurden 2021 im Rahmen des „Ökoproduktiven Dachprojekts - Neue Horizonte säen“ gegründet, das von der Gemeinschaft der Kleinen Propheten (CPP) geleitet wird. Ziel ist es, den Frauen, den Haushaltsvorständen (Müttern der bei CPP betreuten Kinder), die in sozialbenachteiligten Gemeinden in Recife leben, eine finanzielle Sicherheit zu bringen. Sie arbeiten an der Stärkung der Rolle der Frau, am Unternehmertum, an der Kreativität, am Zusammenhalt der Frauen und an der Sensibilisierung für die Bedeutung des Umweltschutzes.
Und wie schön ist es zu sehen, wie diese wunderbaren Frauen strahlen, an Messen teilnehmen, Vorträge halten, die genossenschaftliche Botschaft von der Stärke der Einheit der Frauen weitertragen, eine finanzielle Rendite erzielen und dazu beitragen, ihr Leben und das ihrer Familien zu verändern.
Ihr seid Stärke, Widerstand, Inspiration, Überwindung, Liebe und Kampf.
“Ich fühle mich wie eine ermächtigte Frau [...] Wir fühlen uns also wie selbstbewusste Frauen. Du kannst da sein, wo du sein willst, und du kannst sein, wer du willst. Ich denke Frauen müssen das tun, was sie besser macht. “ Teilnehmerin eines Projektes zur Frauenförderung
Die Talentierten Hände stellen dekorative Töpfe für den Anbau von Gemüse und Zierpflanzen her, wahre Kunstwerke, inspiriert von der Natur und der Volkskultur, mit viel Farbe, Laune, gutem Geschmack und der ganzen Kreativität der Frauen aus Pernambuco.
Alles wird aus wiederverwendetem Material hergestellt. Die Frauen gehen dafür in die Mangroven des Capibaribe-Flusses, um Material zu sammeln (Plastikeimer, Pet-Flaschen, Flaschen mit Desinfektionsmitteln, Weichspüler, Seife und andere). So wird gleichzeitig die Umwelt von Plastikmüll befreit. Sie nennen es: "do lixo ao luxo" („vom Müll zum Luxus“).
Die Minhoqueiras stellenKompostbehälter für den Hausgebrauch her, die sowohl für Häuser als auch für Wohnungen geeignet sind. Jeder Behälter enthält drei wiederverwendete und individuell gestaltete Behältnisse, die dank der kunstvollen Gestaltung auch dekorativ im Haus oder einer Wohnung verwendet werden können. Die Komposttonne ist einfach und leicht zu handhaben, die Behälter werden mit Filtern dazwischen übereinander gestellt. Von oben nach unten fungieren die ersten beiden Behälter als Verdauungsboxen für die Würmer und der letzte (der untere mit dem Wasserhahn) speichert das gesamte flüssige Zersetzungsmaterial, das aus den oberen Behältern abläuft und als Biodünger für den weiteren Anbau genutzt werden kann.
Damit die Frauen auch eine Möglichkeit haben ihre Produkte zu vermarkten, wurde eine kleine Verkaufsfläche angemietet. Außerdem nutzen die Frauen verschiedene Veranstaltungen, um Ihre Produkte zu verkaufen.
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