Gefängnisseelsorge in Crato/CE:
Bericht über den außerordentlichen Einsatz von Hermano de Sousa, dem Leiter des Projektes Nova Vida in Crato, im Zusammenhang mit dem Kampf um humanitäre Haftbedingungen in den Gefängnissen von
Crato und Umgebung.
Lieber Hermano,
Deine drei kurzen Berichte von Deiner Arbeit sowie meine Besuche bei Euch in Crato und kurze Begegnungen in Deutschland regen mich an, Dir diesen Brief zu schreiben.
Wir kennen uns nun seit einigen Jahren. Mit Deiner Frau Socorro hast Du das Projekt „Nova Vida“ in dem weniger guten Viertel Gesso in Crato schon vor Jahrzehnten aufgebaut und ihr betreibt es
noch mit gleich bleibendem Elan, ihr habt es ausgebaut und fast zu einem wirtschaftlichen Betrieb erweitert. Ihr helft den Menschen dort, besonders den Kindern. Ihr unterstützt sie durch bessere
schulische Ausbildung und persönlicher Bildung, mehr aus ihrem Leben zu machen.
Obwohl Du in Deinem Beruf als Jurist an der Universität von Crato genügend ausgelastet bist, widmest Du Dich außerdem der Betreuung von Häftlingen im Gefängnis von
Crato. Ich war dabei, als Du einen jungen Mann, der dort wohl zu Unrecht festgehalten wurde, durch Deine überzeugende menschliche Haltung herausgeholt hast. Ich bin überzeugt davon, dass Du auch
dort vielen Menschen im Stillen, aber wirksam hilfst.
Nun lese ich diese drei kurzen Berichte über weitere Aktivitäten, insbesondere zur Wahrung der Menschenrechte.
• Als Vorsitzender der örtlichen Sektion der Menschenrechtskommission innerhalb der Rechtsanwaltskammer organisierst Du eine Verkaufsausstellung von kunsthandwerklichen
Gegenständen, die von Gefangenen in Crato und Varzea Alegre hergestellt wurden. Was da an Arbeit (auch im Vorfeld) drinsteckt, ist wohl schwer zu ermessen.
• Du bist Initiator und beteiligst Dich an Fortbildungskursen in den Gefängnissen, damit die Gefangenen überhaupt etwas mehr von ihren Rechten erfahren und eventuell einfordern
können. Das ist Arbeit an einem Brennpunkt der Gesellschaft.
• Der Internationale Frauentag ist kein Tag für „Emanzen“, sondern eine notwenige Demonstration für die humanen Rechte der Frau. Es wundert mich gar nicht, dass Du auch dort
dabei bist, damit diese Rechte verteidigt und garantiert werden.
Liebe Socorro, lieber Hermano, obwohl Ihr es Euch in Eurem kultivierten Leben gut einrichten könntet, vergesst Ihr nicht die Not Eurer weniger gut situierten Mitmenschen. Ihr seht eben die Not,
und wendet Euch nicht ab.
Was verleiht Euch die Kraft, auch in die menschlichen Hinterhöfe zu schauen und dort mit aufzuräumen? Wer gibt Euch die Flügel, mit menschlicher Leichtigkeit und vorbehaltloser
Selbstverständlichkeit den anderen Menschen beizustehen? Wie könnt Ihr als Schutzengel so vielen Hilfsbedürftigen beistehen und für sorgen?
Es gäbe noch viel zu sagen, aber ich will Euch heute nur einmal mit diesen wenigen Worten danken. Ich bin Euch verbunden. Reinhard Smolka, Lingen – März 2009