Bei arktischer Temperatur haben die Deutschen in den letzten Tagen gefroren, wie muss es da erst Ivonita Santos Alves und ihrem Sohn Edson ergangen sein? Gut 50 Grad Celsius Unterschied zu ihrer Heimat in Brasilien haben sie erlebt. Seit Weihnachten ist die Leiterin des Kinderdorfes ,,Cidade da Cianca“ in Simoes Filho in der Felsenmeerstadt zu Gast. Gute Kontakte und Freundschaften zum Aktionskreis Pater Beda gibt es seit Jahren. Für einen Monat wohnen Ivonita und Edson Santos Alves bei Gisela Schotte in Ihmert, vor allem, um deutsche Sprachkenntnisse aufzubessern.
Beim Studium in Toulouse hat Ivonita einst niedrige Temperaturen erlebt, doch so bittere Kälte wie jetzt hat sie nicht gekannt.Der junge Edson trug anfangs im Haus wie stets Sandalen und Shorts. Beim Rodeln auf dem Schlitten und vor allem bei den Sternsingern erfuhr er, wie kalt es sein kann in Deutschland. Mehrere Pullover übereinander tragen, das ist jetzt angesagt.
Das Sternsingen war für beide Brasilianer ein Erlebnis. Sie begleiteten die Kinder der Ihmerter Pfarrgemeinde St. Marien. ,,Die Kinder sind sehr enthusiastisch, das ist phantastisch. Es ist schön zu wissen, dass sie es für uns machen. Sie haben ein großes Herz“, sagt Ivonita. Rund 7800 Euro sind so fürs Kinderdorf zusammengekommen. Auch bei der Altkleider- und Altpapiersammlung des Aktionskreises Pater Beda haben beide geholfen. Die Sammelaktion hier ist ein wichtiger Baustein zur Finanzierung des Kinderdorfes, das zu ca. 70 % auf Spenden angewiesen ist, der wichtigste Geldgeber heißt Aktionskreis Pater Beda! Ein Drittel erwirtschaftet das Dorf durch seine Betriebe (Bäckerei, Konditorei, Gemüseanbau).
Kinderdorf Simoes Filho in Brasilien
Das zunächst als Kinderdorf konzipierte Projekt ist inzwischen zur Kindertagesstätte und zum Ausbildungszentrum umfunktioniert worden. Rund 100 Kinder ab drei Jahren sind den ganzen Tag in der Einrichtung, sie werden unterrichtet und ernährt. ,,Viele Eltern sind mittellos und Analphabeten“, so Ivonita Santos Alves. Bildung sei der beste Weg, dem Elend zu entkommen. Dazu tragen viele weitere Projekte bei. Rund 70 Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren sind in der Nachmittagsbetreuung. Über 70 Jugendliche erhalten Förderunterricht, werden aufs Berufsleben vorbereitet. Die Ausbildung in den eigenen Betrieben (Bäckerei) und in Unternehmen der Region ist ein weiterer Schwerpunkt. Neben der schulischen und beruflichen Ausbildung wird Musikunterricht erteilt. ,,Das Kinderdorf ist ein Stück Paradies“, sagt die Leiterin. Mit viel Grün, den Häusern, Sportflächen, Verpflegung sehe es ganz anders aus, als in der Umgebung.
Zurück in Brasilien wird Ivonita Santos Alves Pater Beda treffen, der zurzeit das Kinderdorf in Simoes Filho besucht. ,,Er kennt die Realität, die Menschen und das Elend Brasiliens“, betont sie. Bei der Rückkehr werden es dann vielleicht nur noch 30 Grad Temperaturunterschied sein...