„Wir möchten zu Ilha de Deus“, sagen wir zu dem Fahrer. Er antwortet: „Tut mir Leid aber auf die Insel fahre ich nicht.“ Er bringt uns gerne bis zur Brücke aber rüber- keinesfalls. Was ist das für ein Ort, wenn ein Taxi nicht dahinfahren möchte?
Wir wissen, dass wir von Nalvina an der Brücke empfangen werden und uns daher keine Sorgen machen müssen. Nalvina begrüßt uns herzlich und mit guter Laune. Sie geht mit uns über die Brücke, die es früher nicht gab. Ein Kampf von Frauen, dass diese Brücke entstanden ist. Sie ist minimalistisch wenn ein Auto kommt muss man sich eng ans Geländer stellen- es gibt zwei Buchten, falls sich auf der Brücke zwei Autos begegnen.
In Deutschland würde man das, was Nalvina und Fabio machen, wohl Quartiersarbeit nennen. Sie sind für die Menschen der Ilha da, sie kennen jeden, die Sorgen, Ängste und Herausforderungen und sie konnten einiges erreichen. Wasser, Elektrizität, Häuser eine Kita und ein Gesundheitszentrum. Ein Bildungszentrum und ein vielfältiges Sportangebot – insbesondere Fußball. Ziel ist die Verbesserung der Lebensverhältnisse, die Stärkung der Kinder und Frauen und eine Gemeinschaft, die zusammenhält, sich stützt und gegenseitig stärkt.
Kinder kommen in das Bildungszentrum, um Unterstützung zu bekommen- die öffentlichen Schulen sind leider schlecht. Die Kinder, die morgens in die Schule gehen, kommen nachmittags zu Saber Viver und andersherum. Kinder fördern und nebenbei die Zeit draußen und den Kontakt zu Drogen und Gewalt minimieren. Einmal am Tag eine sichere Mahlzeit. Nachhilfe und verschiedene Angebote, Arbeit zu Politik und Demokratie all das findet hier statt.
Auf der Insel sind die meisten Frauen Fischerinnen- sie fischen Sururu (eine Meeresfrucht)- aber wenn der Regen kommt- sterben die Sururu und die Frauen haben keine Nahrung und kein Einkommen. Diese Zeit dauert bis zu fünf Monate an. In dieser Zeit stehen die Familien vor großen Herausforderungen und der Hunger zieht ein. Deswegen möchten Fabio und Nalvina einen Großküche aufbauen. Die Frauen sollen hier für Gastronomie geschult werden und am Ende soll es eine Art Restaurant geben. Denn sie arbeiten bereits mit einer Agentur zusammen, die mit Touristen auf die Insel kommt- wenn sie diesen dann auch noch ein Essen bieten könnten, würde es eine weitere Einnahmequelle für die Frauen geben. Die Ausstattung der Küche haben sie bereits über eine brasilianische Stiftung erhalten. Der Rest ist in Planung.
Es ist immer schön zu sehen, wenn Organisationen weiterdenken, sich neue Angebote überlegen und kreative Ideen umsetzen! Auf dem Rückweg fragen wir den Taxifahrer: „Was denkst du zur Ilha de Deus?“ Er antwortet: „Die Ilha- auf der Ilha gibt es nichts.“ Der schlechte Ruf der Insel hält sich hartnäckig. Und dennoch, auf der Insel gibt es viel. Es gibt Menschen, Ziele und Träume und es gibt eine unglaublich starke Gemeinschaft!
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