Am Nachmittag des 17. März besuchten wir Casa Menina Mulher (CMM), eine der vom Aktionskreis unterstützten Partnerorganisationen im Stadtteil Boa Vista in Recife. Die CMM führt pädagogische Aktivitäten mit Mädchen durch, die sozial gefährdet sind.
Lourdinha, die Koordinatorin der Einrichtung stellte uns das Casa Menina Mulher vor. Auf die Frage, was sie mit ihrem Projekt bereits erreicht hat, erzählt sie uns mit großem Stolz, dass sehr viele Mädchen einen vielversprechenden Weg eingeschlagen haben.
Sie berichtete über die verschiedensten Lebensgeschichten. Sie erzählte uns von Mädchen, die an der Universität studierten, andere besuchten technische Kurse. Ein Mädchen koordiniert einen Bildungsbereich bei der Stadt Recife und eine andere ist für den Bereich Frauen und Mädchen verantwortlich. Sie erläuterte, wie der Lebensweg einzelner Mädchen Einfluss auf die gesamte Familie hat und wie sie neue Perspektiven für sich und andere Frauen schaffen.
Lourdinha betonte dabei, wie wichtig es ist mit den Mädchen zu gesellschaftlichen Themen zu arbeiten, um ihren Blick auf Ungerechtigkeiten und ihren Blick auf ihre Situation zu verändern. Sie weiß, dass nicht jedes Mädchen in der Lage sein wird, ihre Situation zu ändern. Aber es ist wichtig, es zu versuchen. „Wir pflanzen den Samen für Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung.“
Am nächsten Tag konnten wir dann auch die Aktivitäten vor Ort erleben. Die Mädchen nehmen täglich an verschiedenen Angeboten teil. Ein Kurs beschäftigt sich mit dem Thema Selbstverteidigung bzw. Selbstschutz. Es geht darum Gefahren zu erkennen, gewissen Situationen vorzubeugen aber auch zu schauen, was nötig ist, damit es uns gut geht. In dieser Gruppe behandeln sie sehr verschiedene Themen. Ein Mädchen nutzt die Zeit häufig, um sich auszuruhen. Sie hat unseren Besuch komplett verschlafen. Das Leben in unsicheren Verhältnissen ist anstrengend.
Wer den Aktionskreis schon länger begleitet, kennt die bunten Bilder, die Mädchen beim Casa Menina Mulher gestalten. Auch diese Gruppe war heute vor Ort. Die Leiterin der Gruppe war früher selbst Teilnehmerin, sie ist selbstständige Künstlerin und gibt nun auch Kurse bei Casa Menina Mulher. Es erfüllt sie, Mädchen auf dem Weg zu begleiten, den sie selbst einmal gegangen ist.
In der Literaturgruppe werden Bücher gelesen und besprochen. Die Kursleiterin diskutiert verschiedenste Themen zu Frauenrechten und Feminismus. So kam z.B. die Frage auf, weshalb es so viele männliche Autoren gibt, wer diese Autoren sind und welche Konsequenzen es hat, wenn es ausschließlich männliche Autoren gibt.
Sport und Kunst scheinen auf den ersten Blick vielleicht manchmal Freizeitangebote zu sein. Aber hinter diesen Angeboten stehen pädagogische Konzepte. Es werden Impulse gegeben, Perspektiven eröffnet und Strukturen hinterfragt. Nur so können die Mädchen erleben, was sich ändern kann und nur so nehmen sie die Erfahrungen mit nach Hause und haben Einfluss auf ihr Umfeld und – si deus quiser- eines Tages auf die Gesellschaft.
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