„Es geht immer ums Überleben“ - Das hören wir von Demetrius Demetrio bei seinen Vorträgen über die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die in der Millionenstadt Recife (Nordostbrasilien) auf der Straße leben müssen.
Seit gut 10 Tagen befindet sich Demetrius Demetrio, Leiter der Organisation „Die kleinen Propheten“ in Deutschland und hat bereits einige Stationen mit Unterstützergruppen und langjährigen Freund:innen und Begleiter:innen besucht, z.B. in Kirn, Mettingen, Münster, Ibbenbüren, Wietmarschen, Lingen, Hörstel und Vreden. Mit eindrücklichen Geschichten sowie Bild- und Filmmaterial bringt er den Zuhörer:innen das Leben von Kindern, Jugendlichen und Familien auf den Straßen in der Metropole Recife ganz authentisch nah.
„Manchmal sind es ganze Generationen, die auf der Straße leben.“
Bewegend erzählt Demetrius von der schwierigen Lebenssituation als Kind, Jugendliche:r oder Frau auf der Straße, gezeichnet von Kriminalität, Gewalt, Prostitution, Armut und Hunger. Der von Rassismus und Misogynie geprägte Diskurs des ehemaligen Präsidenten Bolsonaro habe u.a. die Spaltung der Gesellschaft massiv befeuert und wirke sich ganz konkret im Leben von Minderheiten, Frauen und schwarzen Menschen aus. Betroffen berichtet er uns von Gewalt und Ermordungen Jugendlicher im Rahmen von Konflikten zwischen Drogenbanden. Die Gewalt an Frauen, insbesondere an schwarzen Frauen, habe extrem zugenommen. Die Anzahl der Femizide sei stark gestiegen. Menschen, die auf der Straße leben, verfügten kaum über Schutzmöglichkeiten und seien in ihren Rechten massiv eingeschränkt, ausgegrenzt und von Diskriminierung betroffen.
„Unsere Arbeit ist nicht die Lösung der Probleme, aber ohne unsere Arbeit wären viele Menschen in unserem Umfeld verloren.“
In der Gemeinschaft der kleinen Propheten wird eine Grundversorgung und -Struktur geboten, die es den Kindern, Jugendlichen, Frauen und Familien ermöglicht, schrittweise Fuß zu fassen und einen Weg in die Gesellschaft zu finden, u.a. mit Gesundheitsbetreuung, sozialarbeiterischer und psychologischer Beratung sowie Alphabetisierung und schulischer Förderung und berufsbildenden Maßnahmen. Menschen, die auf der Straße leben oder gelebt haben, leiden in Brasilien unter extremer Diskriminierung. Dies führt sogar dazu, dass Kindern der Zugang zu öffentlichen Schulen durch Schuldirektor:innen und Lehrer:innen verwehrt wird. Nur mit Hilfe eines Anwalts gelingt es der Organisation, das Recht auf Bildung für die Kinder und Jugendlichen einzuklagen – mit Erfolg:
„Seit der Pandemie konnten wir so gut 80 Kindern und Jugendlichen helfen, in die Schule zu gehen.“
„Glücklicherweise bin ich nicht allein,“ sagt Demetrius. Über den Kontakt zum Aktionskreis Pater Beda und die Freund:innen in Deutschland sowie unser Netzwerk SoliVida in Brasilien, habe er viele Mitstreiter:innen. Das sei wichtig, um sich zu entlasten bei der schwierigen und oftmals frustrierenden Arbeit, aber auch um gemeinsam eine stärkere Stimme zu haben und politische Arbeit zu betreiben.
Es gebe aber auch Erfolge und schöne Geschichten, bei denen Demetrius und sein Team Kinder und Jugendliche dabei begleiten konnten, ihren Lebenstraum zu erfüllen und eigene Talente auszubauen, und heute z.B. als Koch zu arbeiten, Geld als Friseur zu verdienen oder mit Erfolg Fußball zu spielen. In drei Kooperativen haben Demetrius und sein Team Frauen zusammenbringen können, die nun eigenes Einkommen erwirtschaften über die Erstellung von Kunsthandwerk, Kleidung und Komposter für Hausgärten.
Wir freuen uns auf weitere Programmpunkte und Veranstaltungen mit Demetrius, als nächstes im Rahmen der Jahreshauptversammlung, zu der wir herzlich einladen: am 01.09.2024 im Pfarrgemeindezentrum St. Johannes der Täufer in Bad Bentheim.
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