Am frühen Sonntagmorgen nahmen einige unserer Reisegruppe das Angebot wahr, die in unmittelbarer Nähe unserer Unterkunft gelegene Organisation Associação Frei Gregorio (Verein Pater Gregor) näher kennenzulernen. Leandro, der Leiter der Organisation im sozialen Brennpunkt der Hafenstadt Cabedelo bei João Pessoa, verwies in seiner Vorstellung des Projektes insbesondere auf die Geschichte der Organisation und zeigte Möglichkeiten auf, diese auch langfristig in seinem Fortbestand abzusichern.
Die Kinder- und Jugendförderorganisation Associação Frei Gregorio lässt Kindern und Jugendlichen aus sehr verarmten Familien ein umfangreiches Bildungsprogramm zukommen und bietet Erwachsenen Kurse zur gesunden Ernährung und zum Erwerb eines Nebenverdienstes durch die Produktion und den Verkauf von Backwaren an. Die Organisation besteht bereits seit 20 Jahren; sie wurde von dem Franziskaner Frei Gregorio (Pater Gregor) ins Leben gerufen. Nach seinem frühen Tod führte zunächst seine Ehefrau die Arbeit in seinem Sinne fort. Doch auch sie wurde nach wenigen Jahren ihrer Tätigkeit durch einen tragischen Verkehrsunfall plötzlich aus dem Leben gerissen.
In dieser Stunde der existentiellen Frage nach der Auflösung der Organisation oder ihrer Fortführung nach einem völlig neuen Konzept unter der Federführung eines neuen Leiters übernahm Leandro die Leitung der Organisation. Seine Visionen und Vorstellungen über die Ziele und Arbeitsweise der Arbeit legte er zuvor in intensiven Gesprächen mit Pater Beda vom gleichnamigen Aktionskreis dar – und dann galt es darüber zu entscheiden: Die Entscheidung fiel positiv für das noch bis heute existierende und segensreich wirkende Organisation aus.
In unserem Gespräch mit Leandro wurde deutlich, dass die Ausstrahlungskraft der sozialen Projekte des Aktionskreises Pater Beda, ihre Wirkung und Zukunftsfähigkeit, im Wesentlichen den Visionen ihrer Leiter zu verdanken sind. Ihre beherzte und behutsame Vorgehensweise, Entscheidungskraft und visionären Vorstellungen ermöglichen in erster Linie die Zukunft der sozialen Projekte des Aktionskreises Pater Beda. Denn soziale Institutionen und Einrichtungen in Brasilien wie allerorts sind so gut und effektiv wie die Menschen, die in ihnen wirken.
In diesem Zusammenhang entfaltete Leonardo seine Vision, der Organisation Associação Frei Gregorio eine langfristige Stabilität und gesicherte Zukunft zu ermöglichen. Er träumt davon, in der neu errichteten hohen Markthalle eine Etage für zu vermietende Wohnungen einzurichten – nicht zuletzt um durch vermehrte Einnahmen eine tragfähige Zukunftsperspektive zu schaffen und Tourismus auf Gemeinschaftsebene anzubieten. Auch hier wurde uns vor Augen geführt: Wer keine Visionen hat, vermag keine großen Vorhaben zu verwirklichen. Die Ausführungen von Leonardo stimmten uns nachdenklich; wir zollten ihm hohen Respekt und Anerkennung für seinen Einsatz in der Organisation Associação Frei Gregorio.
Gegen Mittag brachen wir nach Lagoa Seca auf, unweit von Campina Grande, der zweitgrößten Stadt in Paraíba. Während der ca. 2 Std. Autofahrt von Cabedelo nach Lago Seca konnten wir unsere Begegnungen und Erfahrungen der vergangenen Woche Revue passieren lassen, nicht zuletzt den während der Regenzeit im grünen Kleid sich präsentierenden Sertão von einer ganz anderen Seite kennenlernen und bewundern.
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