Am frühen Morgen brachen wir zunächst von Cabedelo zum agrarökologischen Markt in João Pessoa auf. Dieser seit nunmehr 20 Jahren von der CPT (Comissão Pastoral da Terra = Kommission für Landpastoral) initiierte und betriebene Öko-Markt ist der älteste und größte von insgesamt 60 Öko-Märkten in João Pessoa und Umgebung. Heute - am Vortag des Johannes-Tages am 24. Juni (Dia de São João) – waren allerdings wegen der Vorbereitungen für den Dia de São João nicht so viele Händler gekommen; demgemäß war die Anzahl der Besucher des Öko-Marktes eher nicht so hoch wie gewöhnlich. Dennoch überraschte unserer Besuchergruppe das umfangreiche Angebot an Früchten, Gemüse und bereits verarbeiteten natürlichen Produkten. Ein hinreichendes Angebot an Nahrungsmitteln ist also in Brasilien - einem Land, in dem seit der Corona-Epidemie der Hunger u.a. aufgrund einer fehlenden Kaufkraft der ärmsten Bevölkerungsgruppen zurückgekehrt ist – durchaus vorhanden! Die von Kleinbauern aus der Umgebung von João Pessoa angebotenen Produkte werden ökologisch produziert. Die Kleinbauern selbst, die sich fast alle in dem REDE AGROECOLOGIA (= Netzwerk AgrarÖkologie) organisiert haben, verpflichten sich zur nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Felder; die Produktion und Vermarktung ihrer Produkte organisieren sie weitgehend genossenschaftlich. Stolz berichteten sie unserer Besuchergruppe, dass sie dadurch ihre Produkte – anders als in Deutschland - sogar preisgünstiger anbieten können als es die Supermärkte in den Städten vermögen. Auch diese Mitteilung versetzte uns ins Staunen.
Im Anschluss daran besuchten wir die Organisation ACVIDA (Associacao Cultura e Vida = Vereinigung für Kultur und Leben) in Alhandra, unweit von Joao Pessoa entfernt. Sie hat zum Ziel, Kindern und Jugendlichen Bildungsperspektiven zu ermöglichen und ihren Eltern Angebote zur Stabilisierung des Lebensunterhaltes zu machen. U.a. wurden innerhalb des Projektes „Solidarität verbindet“, kofinanziert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Kurse im Rahmen der Bäckerei und Konditorei sowie der Vermarktung angeboten. Mit großer Freude wurde unserer Besuchergruppe die nunmehr vollständige Funktions- und Arbeitsweise der neuen Küche und Backstube vorgestellt; sie selbst wurde dazu eingeladen, sich von den Köstlichkeiten transgenfreier Produkte zu überzeugen, die hauptsächlich digital verkauft werden. „É a nossa!“ (= Das ist unsere Sache!) fasste eine Kursteilnehmerin mit Stolz die Funktions- und Wirkungsweise dieses Projektes zusammen.
Ebenfalls seiner vollständigen Funktionsweise konnte inzwischen die in einem Armenviertel von Joäo Pessoa befindliche kleine Organisation „Escola de São Tiago“ (Schule St. Jakobus) übergeben werden; auch diese Organisation wurde im Rahmen des Projektes „Conexão Solidária“ vom Aktionskreis Pater Beda und vom BMZ kofinanziert (s.o.). Sichtlich erleichtert berichtete Dona Francisca vom Abschluss der Bau- und Renovierungsarbeiten in der Organisation und von der guten Nachfrage zur Teilnahme an Brot-, Koch- und Konditorkursen. Insbesondere zeigte sie sich erfreut über den neuen Unterrichtsraum für die Vorschule; denn so Dona Francisca: „Unsere Kinder haben ohne den Besuch unserer Vorschule keine Chance in der staatlichen Schule!“ Die aus sehr ärmlichen Verhältnissen kommenden Kinder der Escola Säo Tiago waren aufgrund der Vorbereitungen des Johannestages (Dia de São João) leider nicht anwesend in der Organisation.
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