Heute brachen wir von unseren Besuchen in den vom Aktionskreis Pater Beda unterstützten sozialen Projekten in Recife nach Cabedelo auf. Diese im Nordosten Brasiliens gelegene Hafenstadt in der Nähe von Joäo Pessoa liegt ca. 200 Km von Recife entfernt; aufgrund ihres enormen Bevölkerungswachstums infolge des immer stärker werdenden Tourismusstroms in den Nordosten Brasiliens zählt diese einst kleine Hafenstadt inzwischen ca. 67 000 Einwohner.
Während unserer Fahrt nach Cabedelo durch die endlos sich erstreckenden Zuckerrohrfelder im Nordosten Brasiliens, der Cana de Açúcar (Zuckerrohrzone), wurden noch einmal Bilder und Gedanken wach, die uns auch beim Verlassen von unseren sozialen Projektpartnern in Recife in Erinnerung bleiben und nicht so einfach abgelegt werden können. So bleibt uns die bereits jetzt in allen besuchten sozialen Projekten deutlich spürbare Aufbruchstimmung in bleibender Erinnerung. Diese sei, so wurde uns immer wieder versichert, nicht nur durch das Ende der Corona-Epidemie, sondern vor allem durch den politischen Wandel nach der Wahl Lulas zum neuen Präsidenten möglich geworden; denn die Regierung Bolsonaro habe zuvor alle sozialen Errungenschaften und Einrichtungen der Vorgängerregierungen zunichte gemacht. Bolsonaro sei nämlich ein „Faschist“ gewesen, so ein Deputado (Abgeordneter) der PT (Partido dos Trabalhadores = Arbeiterpartei). Es werde aber noch viel Zeit brauchen, um das in den vergangenen vier Jahren Zerstörte wieder aufzubauen.
Zum anderen zeigte sich in allen bisher besuchten Projekten, dass es die Frauen in den sozialen Brennpunkten sind, die an vorderster Front gegen das soziale Elend kämpfen, sich in sozialen Projekten organisieren, Verantwortung übernehmen und sich durch den Erwerb von kleinen Nebeneinkünften häufig sogar in Eigenregie ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit erkämpfen. Aber, so Nalvinha, die Leiterin des Projektes „Saber Viver“ auf der „Ilha de Deus“ (Insel Gottes): „A luta continua!“ (Der Kampf geht weiter!).
Hoffnung auf eine Veränderung der sozialen Situation in Brasilien gibt unserer Besuchergruppe schließlich auch das durch eine vorbildlich didaktisch-methodische Arbeit in den sozialen Projekten vermittelte Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen, die um ihre Rechte wissen und bereit sind, dafür auch zu kämpfen. So sagte Sophia, eine Jugendliche aus dem Projekt „Turma do Flau“ (7 Jahre), den für ihren Bezirk zuständigen Abgeordneten des Landesparlamentes: „Was nützen uns Computer, wenn wir keine Lehrer haben, die uns erklären, wie wir mit dem Computer arbeiten können!“ Das selbstbewusste Auftreten von Sophia und das Einfordern ihrer Rechte auf Bildung und Ausbildung hinterließ bei unserer Gruppe einen tiefen Eindruck.
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