Eine dreiwöchige Besuchsreise zu sozialen Projekten des Aktionskreises Pater Beda im Nordosten Brasiliens neigt sich für den Verfasser dieser Zeilen dem Ende entgegen – Zeit zum Innehalten und zum Rückblick auf eine nicht alltägliche Reise. Welche Eindrücke nehme ich mit nach Deutschland? Welche Erfahrungen haben mich hoffnungsvoll stimmen lassen? Welche haben mich schockiert und zutiefst betroffen gemacht?
Persönlich berührt haben mich zunächst die warmherzigen und tiefen Begegnungen mit Menschen – sei es mit Kindern und Jugendlichen in den vom Aktionskreis Pater Beda unterstützten Projekten, sei es in Familien von Kindern aus sozialen Projekten oder sei es mit alten Freunden und Bekannten auf dem Netzwerktreffen „SoliVida“ in Cajazeiras. Beeindruckt war ich vor allem von der wieder erwachenden Aufbruchstimmung in vielen sozialen Projekten nach dem Höhepunkt der Corona-Epidemie; insbesondere das Engagement, der Enthusiasmus und der Idealismus der Lehrkräfte und Kursleiter*innen – sowohl in den Kinder- und Jugendförderprojekten in urbanen Randzonen als auch in den Projekten zur Verbesserung der ländlichen Entwicklung – waren einfach bewundernswert und überwältigend. Und die Entwicklungsfortschritte dieser Projektarbeit waren für mich – nach meinem letzten Besuch vor vier Jahren in vielen Projekten - überall greifbar. Hier offenbarte sich wieder einmal für mich, dass Entwicklungsarbeit ‚von unten‘ kommen muss und vor allem Zeit braucht. Auch die in den sozialen Projekten des Aktionskreises Pater Beda aus christlicher Motivation geförderte politische Bewusstseinsbildung ist für mich eine wesentliche Voraussetzung für diese hoffnungsvolle Entwicklung. Hier lebt noch, so mein Eindruck, die vielfach totgesagte ‚Theologie der Befreiung‘; denn hier machen Menschen und soziale Bewegungen die Erfahrung - ganz im Sinne der ‚Theologie der Befreiung‘ – selbst Subjekte ihrer eigenen Befreiungsgeschichte zu werden. Bedauernswert ist für mich nur, dass kirchliche Amtsträger meines Erachtens diesen Prozess nicht entschieden genug fördern und begleiten, ihn nicht selten sogar behindern.
Die stundenlangen Fahrten durch das während der Regenzeit wieder zum Leben erwachende wunderschöne Hinterland des Nordostens ließen uns immer wieder Abstand nehmen zu Erfahrungen und Begegnungen, die uns sehr schockiert und nachdenklich gestimmt haben: Es ist die Rückkehr des Hungers in Brasilien seit der Corona-Epidemie. Der Hunger begegnete uns vor allem auf den Straßen der Innenstadt von Recife und in den Favelas am Rande der großen Städte. Die Bekämpfung des Hungers war auch vor der Corona-Epidemie - u.a. aufgrund einer einseitig exportorientierten Agrarpolitik Brasiliens - nicht gelungen. Die Corona-Epidemie legte nun die „Wunden“ dieser verfehlten Politik offen zutage. Das vom Aktionskreis Pater Beda und dem BMZ (Bundesministerium für wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung) kofinanzierte Projekt „Conexao solidária“ (Solidarität verbindet) sehe ich hingegen als „Zeichen der Hoffnung“; denn es erweist sich als ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Hungers.
So blicke ich auf eine sehr informative, spannende und zuweilen auch „abenteuerliche“ Reise mit einem sehr gut aufeinander abgestimmten Team zurück - bestehend aus Udo, Maria und Linus Lohoff und dem Verfasser dieser Zeilen. Mein besonderer Dank richtet sich an Udo für seine präzise Vorbereitung und Organisation der Reise vor Ort in Brasilien, an Linus für die sehr gute Zusammenarbeit mit ihm bei der Zusammenstellung der täglichen Tagesberichte und an Maria, der „guten Seele“ unseres Teams, für das fürsorgliche Zusammenhalten unserer Gruppe. Ich persönlich habe mich sehr gefreut, wieder einmal erneut – wenn auch nur kurzfristig – an den Erfahrungen sozialer Projekte des Aktionskreises Pater Beda teilhaben zu dürfen; sie werden mich gewiss motivieren, mich auch künftig für die verdienstvolle Arbeit des Aktionskreises Pater Beda in Deutschland zu engagieren. Denn „solidarisches Handeln“ verbindet, auch über die Landesgrenzen hinaus!
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Clemens Driever (Sonntag, 27 März 2022 11:05)
Ein ganz großes Dankeschön an Franz Schoo und Linus Lohoff für die täglichen Berichte und Fotos von der Brasilienreise. Sie geben eindrucksvoll die vielfältige Arbeit des Aktionskreises im Nordosten Brasiliens wieder. Sie zeigen, wie die Projektre in ihrer Region vernetzt und verwurzelt sind. Vieles erinnerte mich an die Brasilienreise von 2015, an der ich damals teilgenommen habe. Es ist schön, zu sehen, wie die Arbeit trotz Corona weitergeht. Weiter so !!! Für eure Heimreise in den nächsten Tagen wünsche ich euch schon mal alles Gute!
Clemens
Erich Rump (Mittwoch, 30 März 2022 13:39)
Die Berichte berühren mich und ich denke an meine Erlebnisse bei meinen Fahrten mit Beda durch Brasilien.
Vieles hat sich geändert und die Projekte laufen hervorragend. Mein Dank gilt dem Reiseteam und den täglichen Berichten. Sie sind für uns Motivation, weiter zu machen. Es gibt in der Welt viele Baustellen und man müßte eigentlich verzweifeln. Krieg, bestehende Hungersnöte in Jemen/Afrika und eine drohende durch den Ukrainiekrieg verursachte Hungersnot stellen eine Herausforderung dar. Die Zeitenwende und ein großer gesellschaftlicher Wandel fordert uns heraus. Wir als priviligierte Europäer müssen von unserem Wohlstand etwas oder viel abgeben. Wer gibt uns die Kraft, die Probleme zu stemmen?
Trotz allen betreuen wir unsere Baustellen in Brasilien weiter. Ich wünsche Euch eine gute Heimreise und bis bald !
Erich