Heute besuchten wir das dritte Kinder- und Jugendförderprojekt im Landesinnern des Nordosten Brasiliens; es ist das Projekt „Nosso Lar“ in Juazeiro do Norte - unweit der beiden anderen Kinder- und Jugendförderprojekte („Nova Vida“ und „Verde Vida“) in Crato. Unser Besuch im Projekt „Nosso Lar“ begann mit einem Frühstück im sogenannten „Horta“ (Garten) des Projektes. Dieser wurde 2016 auf einem verwahrlosten Gelände der Stadt ihm Rahmen des vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und dem Aktionskreis Pater Beda kofinanzierten Projektes „Semear e Colher“ (Säen und Ernten) angelegt. Er wird bis heute nachhaltig von 12 Familien zur Eigenversorgung und zum Verkauf von Gemüse und Früchten ökologisch bewirtschaftet – auch die Corona-Epidemie konnte die Bewirtschaftung und den Verkauf selbst erzeugter Produkte nicht zum Abbruch bringen. Doch die „Horta“ ist für die Familien inzwischen mehr als nur ein zu bewirtschaftendes Landgut; sie ist inzwischen zu einem Kommunikationsort und Treffpunkt geworden, an dem ein starkes Gemeinschaftsbewusstsein und solidarisches Handeln in schwierigen Zeiten wachsen konnten. Dies brachten einige Familienmitglieder in einem offenen Gespräch sehr bewegt zum Ausdruck. Als Zeichen unserer Solidarität mit den Familien im „Horta“ übergaben wir aus Deutschland mitgebrachtes Saatgut. Die Freude darüber war groß.
Das eigentliche Kinder- und Jugendförderprojekt „Nosso Lar“ besuchten wir am Nachmittag. Es wurde 2004 von Hélio und Edivania Alves gemeinsam gegründet und ermöglicht ca. 140 Kindern und Jugendlichen vornehmlich aus sozialen Brennpunkten aus Juazeiro do Norte einen Raum, wo sie sich Zuhause fühlen und ein besonderes Förder-, Freizeit- und Kulturprogramm wahrnehmen können. Unterstützt wird das Projekt „Nosso Lar“ nicht nur vom Aktionskreis Pater Beda und vom Kindermissionswerk; es wird auch wesentlich von privaten Sponsoren – u.a. Geschäftsleuten aus Juazeiro – getragen. Die Stadt Juazeiro do Norte selbst übernimmt bislang keine Gehälter für Lehrer und Kursleiter. Anlass zur Gründung des Projektes war nicht der Gedanke an eine Gründung einer Ersatzschule, um die Mängel des staatlichen Schulsystems auszugleichen, so Hélio Alves; vielmehr sei es die Intention des Projektes gewesen, Kindern und Jugendlichen auf dem Weg zu mündigen und selbstbewussten Staatsbürgern zu begleiten, die sich ihrer Rechte als Staatsbürger bewusst seien, aber auch lernen, ein Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Mitmenschen in Familie, Schule und Gesellschaft zu entwickeln und konkret im Projekt einzuüben. Der besondere Geist des Projektes „Nosso Lar“ wurde von unserer Besuchergruppe schnell wahrgenommen; er drückte sich vor allem in der sehr warmherzigen Begrüßung und Leidenschaft und Freude aus, mit der die Kinder und Jugendlichen Einblick in ihre im Projekt erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten präsentierten. Eine große Ehre verschaffte dem Projekt abschließend der Besuch des Bürgermeisters der Stadt, der den Versuch unternahm, sich mit den Kindern und Jugendlichen des Projektes zum Thema ‚Politik‘ auseinanderzusetzen.
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