In den letzten Tagen hatten wir wiederholt die Gelegenheit, einige Familien der im Projekt „Turma do Flau“ geförderten Kinder zu besuchen; wir wurden also konfrontiert mit der sozialen Realität, die das Leben der Kinder im Projekt „Turma do Flau“ prägt. Was haben wir gefühlt? Wie haben wir diese Realität“ aufgenommen? Wir möchten Eindrücke und Gefühle unserer Gruppe hier wiedergeben:
„Ich denke noch an die mir bereits bekannte Frau, die aufgrund ihrer Körperfülle Probleme hat, überhaupt durch den engen Zugang zu ihrem Haus in ihr Haus zu gelangen. Der Zugang zu ihrem Haus war für mich bedrückend. Die Frau freute sich über unseren Besuch und erzählte sogleich von ihrer Enkeltochter, die mit 14 Jahren plötzlich verschwand und kurze Zeit später ermordet aufgefunden wurde. Zu ihren Füßen saß ihre fünfjährige Urenkeltocher, für die sie scheinbar die Fürsorge übernommen hatte. Trotz ihrer Lebenssituation machte sie auf mich keinen verzweifelten Eindruck.“ (Maria)
„Ich war nicht zum ersten Mal in einer Favela. Doch die soziale Realität, mit der wir hier konfrontiert wurden, wird mich noch lange verfolgen – diese Bilder werde ich nicht vergessen. Menschen in Armut bin ich des Öftern begegnet, auch außerhalb Brasiliens. Was ich hier aber jetzt gesehen habe, war eine Verelendung und Misere, die dem Menschen seine letzte Würde nimmt und den Kindern ihr Lächeln raubt. Ich habe mich ohnmächtig und wütend gefühlt und mich gefragt, was würdest Du machen, wenn Du so aufwachsen müsstest. Ja, ich bin sehr nachdenklich geworden.“ (Chico)
„Die glasigen Augen eines vom Elend geprägten Kindes, welches die weinende und hilflose Mutter anschaut, ist ein Bild, welches mich für immer prägen wird. Auch jetzt, wenn ich daran denke, kommen mir Gefühle von Schock, Traurigkeit und die Gewissheit einer Realität hervor, die ich so nicht kannte und mich zutiefst bewegt.“ (Linus)
„Für mich war am meisten schockierend, dass die Armut in Brasilien keine Grenzen hat. Ich kenne die soziale Realität von Armut und Misere (Elend), aber es gibt eine soziale Realität, die alle mir bislang gekannten Ausmaße übersteigt und den Menschen in seiner Würde verletzt und total entmenschlicht.“ (Wellington)
"Die Wirklichkeit, in der die Familien unverschuldet Leben müssen, ist ein himmelschreiendes Unrecht. Solche Besuche wühlen mich immer wieder auf und sind Grund, mich noch mehr zu engagieren. Und: Schwester Denise und Schwester Aurieta fragen in diesem Zusammenhang immer, was es heißt Christ zu sein und wie wir von Gott sprechen können, angesichts dieser Lebenswirklichkeit von Millionen von Menschen." (Udo)
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