Für Brasilienhilfe hat Corona auch positive Seiten
Zehn Prozent mehr Kleiderspenden für Aktionskreis Pater Beda
„Dieser Präsident bietet jeden Tag eine Katastrophe“, kann Udo Lohoff über Brasiliens Regierungschef Alfonso Bolsonaro nur kopfschüttelnd sagen. Der Geschäftsführer des Aktionskreis Pater Beda für Entwicklungsarbeit mit Sitz in Hörstel hat einen guten Blick auf „Brasilia“. Jeden Mittwoch um 22 Uhr sitzt er vor dem Rechner und diskutiert in einer Konferenz mit Partnern vor Ort über aktuelle Themen des Landes.
Rassismus, Menschenrechte oder Gewalt gegen Frauen standen in den letzten drei Monaten im Mittelpunkt der regelmäßigen Online-Konferenz: „Da kam Corona uns zugute. Auf einmal haben wir vielmehr online kommuniziert. Die Beziehungen zu unseren 34 Partnerprojekten sind noch enger geworden“, sagt Lohoff.
Die politische Lage sei dagegen unübersichtlich: „Vor dem Hintergrund ist es Wahnsinn, dass der Präsident nun ein Ende der Maskenpflicht in Brasilien fordert“, meint Lohoff. Allerdings habe das Land ein starkes Parlament: „Die Ministerpräsidenten, die auf einer Linie mit der Weltgesundheitsorganisation sind, können die Entscheidungen des Präsidenten kippen“, so der deutsche Brasilienkenner. „Der Präsident dagegen verursacht eine große Verunsicherung unter der Bevölkerung.“
Darunter haben besonders die Landarbeiter zu leiden: „Sie dürfen zurzeit nicht auf den Markt, um ihre Waren zu verkaufen“, sagt Lohoff. Konkrete Hilfe kommt von der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Bistum Münster, die sich an der internationalen Kampagne „Wer Hunger hat, kann nicht warten“ vom Netzwerk „Rede Solivida“ beteiligt. Vom 24. bis 26. Juli laufen Jugendliche zugunsten der Ärmsten im Nordosten Brasiliens: „Geplant ist, von dem Erlös den Familien und Kleinbauern die Ernte abzukaufen und unter Notleidenden in Paraiba zu verteilen“, erklärt Lohoff. Die Aktion wird gerade in den Ortsgruppen der KLJB im Bistum Münster vorbereitet.
Dieser Sponsorenlauf sei wichtig, um weiterhin Landarbeitern Zugang zu Nahrung zu finanzieren: „Da viele Schulen aufgrund von Corona geschlossen waren, konnten wir unsere Sponsorenläufe mit Partnerschulen nicht durchführen“, so Udo Lohoff. Auch seien Vorträge über Hilfsprojekte des Vereins in Brasilien, der von Franziskanerpater Beda Vickermann (1934- 2015) gegründet wurde, ausgefallen.
Eine Hoffnung für den Verein seien außerdem Erlöse aus Kleiderspenden. Zehn Prozent mehr seien in den rund 200 Containern gelandet: „Die Menschen hatten durch den Lockdown Zeit zum Aufräumen“, vermutet Udo Lohoff.
Kirche und Leben, Münster
6. Juli 2020
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