Gerade hatten wir uns in Deutschland verabschiedet und nun treffen wir uns wieder in Cabedelo. Nach einigen Jahren des Wunsches und der Planungen, einmal die Partner in Deutschland zu besuchen, die ihr Projekt unterstützen, war es im September soweit, dass Maisa und Leo nach Ibbenbüren-Püsselbüren und Hörstel-Bevergern kamen. Dort waren sie jeden Tag aufs neue überrascht, was die verschiedenen Vereine, die Pfarrgemeinden, die Schulen und auch Gruppen von Kindern und Jugendlichen veranstalten, damit sie in Brasilien helfen können.
So war dies auch noch Grund weiterer Gespräch und Reflexionen, was die Zukunft im Projekt „Associacao Frei Gregório“ oder wie es einfacher genannt wird AFG-Cabedelo aussehen kann. Z.Zt. werden hier nur 50 Kinder gefördert, im Vorjahr waren es noch täglich bis zu 200 Kinder und Jugendliche, die vor allem mit Bildungsprogrammen, Kreativwerkstätten und Computerkursen gefördert werden konnten, da es verschiedene Abkommen und Kooperationen mit der Stadtverwaltung gab. Nach den Wahlen im Vorjahr und der Neubesetzung des Bürgermeister und seines Verwaltungsapparates blieb vieles bisher bei losen Versprechungen. Im Vorfeld unseres Besuches hatten wir bereits abgemacht, ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem zuständigen Bildungs- und Schulamt zu organisieren. Dies wurde auch zugesagt, aber der Bürgermeister musste kurz vor dem Termin plötzlich in die Hauptstadt nach Brasília fliegen zum Bundesminister für Gesundheit?! Gut, aber die Stadtbeigeordnete und Dezernentin für die Bildungs- und Schulangelegenheiten Frau Clecy Alves und ihr Vize Herr Elton Bruno waren zum Projekt gekommen. Ich konnte in dem 1-stündigen Gespräch deutlich machen, dass die Hilfe aus Deutschland nur ein kleiner Beitrag zur Finanzierung der Aufgaben im Projekt ist. Vielfach sieht man in der Bevölkerung noch, fälschlicherweise, als ob es ein „deutsches Projekt“ sei.
Die Freunde aus Deutschland wollen helfen, aber die Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen der Stadt Cabedelo liegt zunächst bei der Stadt selbst. Dies wurde deutlich anerkannt und auch gewürdigt. Zwei oder sogar drei Massnahmen sollen nun kurzfristig angegangen und im Projekt installiert werden. Mit dabei, die Zusage, dass die Stadt Cabedelo das Universitätsprogramm UAB – Universidade Aberta do Brasil (Projekt mit Bundesgeldern, dass jede Stadtverwaltung in Brasilien umsetzen muss) in den Räumen und in Zusammenarbeit mit der AFG-Cabedelo verwirklicht. Die Stadt selbst hätte sonst keinen Ort, dieses Programm zu installieren. Hierbei handelt es sich um ein Fernstudium für Jugendliche und junge Erwachsene, die nebenher arbeiten müssen. Hier werden Computer zur Verfügung gestellt und begleitende Abendkurse angeboten. Wollen wir nun sehen, wie schnell alle guten Ideen umgesetzt werden. Das leitende Ehepaar Maisa und Leo sind aber sehr zuversichtlich.
Die Fotos zeigen etwas von unserem Besuch vor Ort, den Gesprächen mit den Vertretern der Stadt, das Geigen-Vorspiel von Gabriel, der im Projekt gefördert wird und Szenen aus dem Lebensumfeld der betreuten Kinder.
Wir haben uns sehr gefreut, dass Pater Anastácio Ribeiro, Franziskaner in Joao Pessoa und Landtagsabgeordneter für die PT (Arbeiterpartei) im Bundesstaat Paraiba etwas Zeit zu einem Gespräch im Franziskanerkloster in Joao Pessoa hatte. Pater Anastácio setzt seit über 30 Jahren, zunächst als Priester in den vielen Gemeinden der ländlichen Umgebung und später als Abgeordneter für die Kleinbauen und Landlosen ein, in ihrem Kampf um Land.
Wie es der Zufall wollte, konnten ich Pater Anastácio noch nach Lagoa Seca im Hinterland von Paraiba begleiten, zur Übergabe der Grundstückstitel an mehr als 3.000 Kleinbauern. Diese leben dort bereits seit mehreren Generationen, aber die Eigentumsrechte wurden nie geklärt. Die Sitzung fand im Gebäude des Stadtrates von Lagoa Seca statt und viele Honorationen aus Politik und Verwaltung auf Kommunaler, Bundesstaatlicher und Bundesebene waren zugegen. Pater Anastácio sprach während der Feierstunde von einem "historischen Moment" für die gesamte Region Borborema. Denn der Zusammenschluß weiterer 14 Kommunen mit Lagao Seca, mit dem Namen "Borborema", führt nun dazu, dass auch in den anderen Kommunen dieser Prozess der Legalisierung von Grundstückstiteln endlich umgesetzt wird. Solange Eigentumsrechte in einem Land nicht geklärt sind, kann sich ein Land oder eine Region nicht weiterentwickeln. Da muss Brasilien noch viel nachholen, Gott sei Dank, konnte man hier sehen, dass der langjährige und beharrliche Kampf, auch von Pater Anastácio nun Früchte trägt. Und auch dank der heute gut organisierten Landarbeitergewerkschaft ist dieser Erfolg zustande gekommen.
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Herbert Kush (Samstag, 29 Oktober 2016 12:43)
Tolles Video. Richtig junge Talente die ihr da habt.
Lg Herbi