Hier stelle ich heute eine Reihe von Fotos ein, die ich unterwegs am Rande der Gespräche und Begegnungen in Campo Formoso am Montag gemacht habe.
Dabei Eindrücke vom Leben in der Pfarrei mit Pater Wellington, Pater Severiano und den weiteren Mitbrüdern im Franziskanerkloster von Campo Formoso. Sie zeigten auch stolz den neuen PKW, der gut geeignet ist für Erdstrassen, wovon sie ja in der Pfarrei genug haben. Das Auto konnte mit Hilfe der Missionzentrale der Franziskaner in Bonn-Bad Godesberg und dem Aktionskreis Pater Beda unter Mithilfe der Partnergemeinde St. Antonius in Dorsten angeschafft werden. Die Gemeinde in Dorsten hatte eigens einen Spendenaufruf gestartet und es kamen 2.500 € zusammen.
Den sozialen Wohnungsbau konnte ich mir detailliert erklären lassen, denn unsere Freundin Marlucy, eine Gruppenleiterin aus der Pfarrgemeinde, hat gemeinsam mit ihrem Mann eine solche Wohnung vor zwei Monaten beziehen können. Die Bundesregierung Brasiliens hat vor einiger Zeit das Sozialprogramm „Minha Casa – Minha Vida“, mein Haus – Mein Leben aufgelegt, dass den verarmten Familien oder Personen ohne Wohnraum zu Gute kommen soll, mit einer sehr geringen Abzahlung von monatlich nur umgerechnet 8-10 Euro und das für nur 10 Jahre. Ein Foto zeigt den Innenraum der rund 40 m2 großen Wohnung, mit zwei Schlafräumen. Marlucy erzählte, dass es in dem Gebäude, in dem sie wohnt, auch wirklich bedürftige Familien wohnen. Aber es gibt immer wieder Tricks und Versuche recht günstig an diese Wohnungen zu kommen, obwohl bereits eigener Wohnraum besteht. Das ist nicht so von der Regierung vorgesehen und es kommt sehr stark auf die Organisation der Bewohner an, dieses nicht zuzulassen.
Die Zeit war knapp, aber wir besuchten noch eine kleine Gemeinde, in der die Männer gerade dabei waren im dorfeigenen Farinha-Haus, die Mehlspeise „Farinha“ herzustellen, die sie am nächsten Tag zum Markt nach Senhor do Bomfim bringen wollen. Dieses Mehl wird aus der Mandioka-Knolle gewonnen und der Prozess zur Herstellung des Mehls ist sehr arbeitsintensiv. Aber seit Generationen, so erzählten uns die Männer, ist dies eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kleinbauern in diesem Halbtrockengebiet.
Auch hierher kommen die Katecheten im Rahmen ihrer Tätigkeiten für die Gemeinde um zu helfen. Man unterstützt die Leute, dass sie sich organisieren und für ihre Rechte kämpfen. Heute sind u.a. überall Zisternen zum Auffangen des schon geringen Regenfalls installiert worden. So konnte der jährliche Trinkwasserbedarf mittlerweile gedeckt werden. Die Regierung oder auch die brasilianische Caritas legt solche Programme zur Stärkung der Landarbeiterfamilien im Hinterland Brasiliens auf, jedoch Bedarf es z.T. komplizierter Verfahren um in den Genuss der Förderprogramme zu gelangen. Dabei helfen viele Mitarbeiter von Pfarrgemeinden und Partnerprojekten vom Aktionskreis Pater Beda, die im ländlichen Bereich tätig sind.
DÜRRE 2012 - Hier will ich noch nachträglich erläutern, was die große Dürre im letzten Jahr für diese Region bedeutet hat. Das gesamte Gebiet um Campo Formoso ist immer schon vom Sisal-Anbau geprägt gewesen. Die Dürre hat jetzt die dafür benötigten Agave-Pflanze zu 80% vertrocknen lassen und diese sind alle abgestorben. Das hat es in der Geschichte noch nicht gegeben und die Kleinbauern sind dabei überall nun Tomaten anzupflanzen, damit sie kurzfristig weiter überleben können. Eine neue Agavepflanzung würde 3-4 Jahre bis zur ersten "Ernte" auf sich warten lassen und die Bauern gehen davon aus, dass diese Pflanze gänzlich aus der Region verschwindet, denn es würden Subventionen benötigt, die vom brasilianischen Staat so noch nie gezahlt wurden. Übrigens auch bei anderen Ernteausfällen nicht.
Diese Infos bekam ich bei dem Gespräch mit der Vereinigung der Basisgemeinden von Campo Formoso, die sehr stark mit der Landarbeitergewerkschaft zusammenarbeitet, damit sich das Leben der Menschen auf dem Land verbessert. Man kämpft darum, dass sich die jungen Leute nicht alle überlegen in die großen Städte abzuwandern, wo sie ohne die notwendige Bildung/Ausbildung auch nur an den Rändern der Metropolen landen, mit allen Schwierigkeiten und der Perspektivlosigkeit, die ein solches Leben mit sich bringt.
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